Mittwoch, 31. März 2010

Wirklichkeitshunger

Die New York Times veröffentlichte ein Manifest von David Shields:"Reality Hunger".
Das Manifest ist elegant, gerissen, charmant - ein gelunges Rollen goldener Kugeln auf silbernen Schalen. Indirekt spricht er von dem furchterregenden Wandel, den wir grad erleben, von dem Wandel von einem Leben in einer Realität zu einem mit vielen Realitäten. Wir wissen allmählich, dass wir längst nicht mehr ein einziges Meer der Wirklichkeit befahren, sondern auf vielen Meeren unterschiedlicher Wirklichkeiten. Und das zur selben Zeit. Und das, ohne dass diese Meere anders verbunden sind als durch mich. Respektive Sie, natürlich.
Ein kleines Schwindeln hier und da ist also nur zu verständlich. Arno Guen (frei zitiert) befindet, dass der Schizophrene der eigentlich Gesunde sei und es ihm lediglich nicht ausreichend möglich wäre, vorsätzlich und wenn immer nötig sich mit dem Wahn der anderen zu synchronisieren.
Immerhin: Wenn Ihnen ein Hammer auf den Daumen haut, dann haben Sie keinen Hunger und keinen Schwindel, sondern Daumenschmerzen und wir alle anderen auch. Ausserdem haben wir ja weniger schmerzhafte Möglichkeiten, den Hunger nach einer vielleicht sogar noch gemeinsamen Wirklichkeit zu stillen - Küssen zum Beispiel oder ... was sind Ihre Lieblingsmethoden?

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