Mittwoch, 28. Juli 2010

TF 373 resp. 4711

Ein Land ist mit anderen in einem Krieg, irgendwo dahinten. Nun gibt es so etwas wie das Internet und Wikileaks und die veröffentlichen bis dahin geheime Papiere und huch! da steht auch drin, dass eine sehr spezielle Gruppe laufend hinter Feinden her ist, um sie geräuschlos um die Ecke zu bringen.
Huch! sagt so zu sagen auch der zuständige Minister, davon wussten wir nichts. Da müssen wir uns jetzt mal bei unseren Waffenbrüdern erkundigen.
PS: Der Minister ist in seinem Land der beliebteste Politiker. Kein Wunder. Wirklich nicht.
PPS: Hier gibt es mehr Details. Lohnt sich allerdings nicht.

Dienstag, 27. Juli 2010

Twitter & Tod

Es wird genug darüber geschrieben, wie tödlich eine Love-Parade sein kann.
Alle Kulturpessimisten, die immer wissen, wie kulturell verkommen die Menschen durch Mikroblogging und all diesen neumodischen Kram werden: hier ist ein Beweis.
PS: Vielleicht kennen Sie einen passenden Adressaten.

Samstag, 24. Juli 2010

verwirrend

Wenn Sie, nur beispielsweise, gerade damit beschäftigt sind, etwas für junge Menschen zu tun oder für alte oder twittern oder dagegen sind oder etwas bei Facebook posten oder dagegen sind oder versuchen, die Konjunktur zu nutzen oder unter der Konjunktur leiden oder die neusten Gesetze für brillant halten oder für selten dümmlich oder hoffen, dass die EU stärker werden oder das befürchten oder Banker sind oder lieber nicht darüber reden oder versuchen, etwas für Ihre Zukunft zu tun oder einfach mal abwarten oder Ihnen die Globalisierung längst zu weit gegangen ist oder bei weitem nicht weit genug oder Sie sich gerade vor China fürchten oder auf chinesische Effekte hoffen oder mehr Demokratie wollen oder demokratiemüde sind oder die Krise wachsen sehen oder gerade jetzt eben schwinden oder die nächste Blase schon erkennen oder glauben, dass die Regierungen die nächste Blase verhindern werden oder mit einem iPad leben oder Ihre Bleistifte spitzen oder eine Frau sind oder doch ein Mann oder hellhäutig sind oder anders oder christlich religiös sind oder jüdisch oder buddhistisch oder muslimisch oder hinduistisch oder agnostisch denken oder lieber heidnisch oder Ihnen das egal ist oder Sie nichts zu essen haben oder eine Kolumne über die Kunst der doppeltgetrüffelten Essenz von Schmetterlingsflügeln geniessen oder sonst wie am Leben sind:
"Jede Sicht der Dinge, die nicht verwirrt, ist falsch." (Paul Valery)

Donnerstag, 22. Juli 2010

raucht, trinkt, werdet dick

22.7.2020:
Die heutige Sitzung der Europäischen Kommission zur Steuerung der Altersplanung erbrachte eindeutige Empfehlungen für ältere Mitbürger, also Menschen ab 59. Insbesondere wird empfohlen, ab sofort den Bezug von Alkoholika aller Art, Tabackwaren und fetthaltigen Lebensmitteln grosszügig zu subventionieren, jährlich die intensivsten Raucher, Trinker und Fettleibigen in einer grossen Show zu prämieren und die Erbschaftssteueren mit jedem Altersjahr über 65 jährlich um einen Prozentpunkt zu erhöhen.
22.7.2010:
Auf der Homepage der New England Centenarian Study wird Ihnen in Kürze ausgerechnet, wie gross Ihre Chancen sind, hundert Jahre oder älter zu werden. Das wird möglich, weil jetzt die Genkombination der Langlebigen gefunden wurde. Diese Kombination haben etwa 15 Prozent geerbt, also in etwa jeder Siebente.
Allerdings sind wir eine Gesellschaft mit sozialen Systemen, die nicht derartig viele kerngesunde, mobile, selbstbewusste Alte vorsieht. Ganz zu schweigen von den Kosten. Sozial verträglicher wäre es also von den Alten, wenn sie wie gewohnt mit Mitte Sechzig in Rente gehen, noch vier, fünf Jahre ausruhen und sich dann verabschieden. Damit das so bleibt oder wieder so wird: siehe oben.
PS: Einige Filme, dutzende Bücher, hunderte Studien bereiten bereits den 22. 7. 2020 vor.

Donnerstag, 15. Juli 2010

alt, süchtig, meckernd

Die Wissenschaft, wir wissen es, schafft Wissen. Die KollegInnen der University of California in San Diego, haben die Fernsehgewohnheiten von nahezu 4000 US-Amerikanern ab 15 bis 98 Jahren erfasst. Und ausgewertet, versteht sich. Und interpretiert, natürlich. Wer deutet, sagt was ist:
Je älter die Menschen, desto häufiger sehen sie fern. Sie werden angeblich regelrecht süchtig: 50% ihrer Freizeit verbringen sie mit der laufenden Kiste. Was aus der Kiste kommt, finden sie aber keineswegs hinreissend, sondern meckern umso mehr darüber, je älter sie werden.
Ja, und?
Gibt es immer noch wissenschaftliche Leute, die glauben, irgendein Mensch irgendeines Alters schalte den Fernseher an, weil er mag, was da kommt? Etwa die Werbung?
Wieviel Menschen grüssen wir täglich, suchen wir auf, lassen uns von denen besuchen, skypen oder mailen oder sonstwassen mit ihnen, weil wir sie mögen? Angenehm finden? Schätzen? Lieben?
Das elektronische Feuer in der Ecke wärmt die Stube und wispert davon, dass wir da sind, am Leben, wirklich, ganz sicher, denn wir hören das Wispern ja. Weiter sind wir noch nicht. Und das ist vielleicht gut so.
PS: Und bisweilen, selten, verstehen wir das Wispern plötzlich, weil Dittsche uns die Welt erklärt. Oder quirlige Wesen reloaden den Gurks von gestern und wir platzen fast vor Wut über das, was uns täglich zugemutet wird. Und dann wispert es weiter.
PPS: Was ist Ihr Lieblings-Wispern resp. Weg-Wispern?

Mittwoch, 14. Juli 2010

Wolken-Angst

Peter Schink in seinem BLOG AGE:
"Eigentlich ist die Diskussion (um die "Cloud")eine der Gegenwartsbewältigung." Und berichtet dann über seinen Alltag. In den Kommentaren wird ihm zugestimmt oder die Angst vor der Wolke beschworen.
Die Technik ist neu, das Problem nicht. Wie schon seit langem in unserem Prozess der Zivilisation geht es um soziale Kontrolle, genauer: um Kontrolle durch Dienstbare. Das Leben mit Personal erforderte früher und heute nach wie vor etwas wie generöse Gleichgültigkeit mit dem Individuellsten, Intimsten. Vor dem Kammerdiener ist jeder nackt.
Und selbst die sensibelsten Daten sind nie sicher. Wer Angst vor Spionen in der Wolke hat, sollte besser nicht testen, wie leicht sich ein halb trainierter Profi in seine heimischen Daten hackt.
Gegenwartsbewältigung ist doch sehr praktisch. Allerdings ist das noch keine Gegenwartsfreude.

Montag, 12. Juli 2010

Informationen blockieren

Süddeutsche.de:
Das kalte Herz der Kirche:
Mehr als jede Kirchenkritik der Kirche schaden kann, schadet sie sich selbst, wenn sie sich der Diskussion versperrt: Anlässlich der Verleihung der "Verschlossenen Auster" hielt Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung eine Laudatio auf die katholische Kirche, den "Informationsblockierer des Jahres".
"Die deutschen Bischöfe geben bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nur die Tatsachen zu, die sich nicht mehr leugnen lassen. Die katholische Kirche respektiert den Anspruch der Öffentlichkeit auf frühzeitige und vollständige Information nicht und widerspricht damit ihren eigenen Werte-Postulaten nach Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit", sagte Thomas Leif, Vorsitzender von Netzwerk Recherche, zur Jurybegründung.
Prantl: "... Eine Gemeinschaft, die vom Wort lebt wie keine andere, hat die Sprache verloren. Sie ist sprach- und sprechunfähig geworden, nicht nur, aber vor allem, wenn es um ihr Verhältnis zur Sexualität geht ... "

Samstag, 10. Juli 2010

Strom, Pools, Literatur

1
Kein Strom, kein Netz, kein Blog. Keinen Strom gibt es, wenn es immer mehr Stromfresser gibt, wie, beispielsweise, Klimaanlagen oder Swimmingpoolbeleuchtungen.
2
Grosses Pool-Verschwinden. Pools verschwinden, wenn Pools plötzlich wirklich besteuert werden sollen. Und vom Flugzeug aus fotografiert wird. Damit Pools verschwinden können, braucht es Vorrichtungen, Stangen, Platten, Netze, künstlichen Rasen. So wird die griechische Wirtschaft belebt. (Vorgeblich soll man kein Flugzeug brauchen, wenn man die Dienste von Google mietet. Ein Gerücht, wie gesagt. Oder nicht? Steuerfahnder fördern Paranoia.)
3
Morgens im Radio eine wütende, näselnde Stimme: Natürlich gibts im Internet keine Literatur; nur Porno. Hier ist einer der Beweise für das Gegenteil, ein charmanter, amüsanter, freundlich zugewendeter: Litblogs.net

Donnerstag, 8. Juli 2010

überall, fast immer mies

Wir sind ja so gute Mütter oder Väter und Konsumentinnen und Dauerdummköpfe. Letzteres allerdings nur, wenn wir Reklameleute sind.
Dass der hinterlistige Schwachsinn namens Marketing-Kommunikation sich auch prompt auf neue Techniken stürzt: na klar. Dass es immer noch die schlechte alte Du-Bist-Beschränkt-Und-Jetzt-Mach-Ich-Dir ein-Mieses-Gewissen-Masche ist: was sonst sollte beschränkten Menschen einfallen? Jetzt also alles nochmal als App.
Wenn sich wie eben die Herrschaften in Cannnes tummeln und sich gegenseitig mit Preisen beschenken und dann dort tatsächlich noch ein Journalist auf die naive Idee kommt, nachzufragen, warum es vorwiegend soviel missratene, dümmliche Kommunikation gäbe, kommt die seit Generationen vereinbarte Standard-Antwort: Die Auftraggeber sind eben so und die Konsumenten sind eben so und die Umstände sind eben so und übrigens verkauft es.
Einstein abwandelnd: Um wie ein Schaf zu blöken muss man vor allem ein Schaf sein.

Mittwoch, 7. Juli 2010

vorläufig endlos: Social Media

52 cool facts hat Danny Brown zusammengetragen.
Das meiste werden Sie ohnehin wissen. Es lohnt sich aber, alles hintereinander aufzusaugen, wie einen nur halbbekannten Coctail. Und auf ein leichtes Schwurbeln der Realität zu achten.
PS:
Freunde haben heute glücklich einen gewissen Kristian zur Welt gebracht, ihr drittes Kind. Wenn er 21 ist - was wird ihm das sagen: facebook, twitter, social media. Was sagt Ihnen heute noch der damalige ständige Ärger, mit abstürzenden Kisten, anfälliger Software, ewigem Gepröbel, bevor etwas lief, kurzzeitig - vor 21 Jahren?

Dienstag, 6. Juli 2010

Tag des Küssens

Ist heute, tatsächlich - der Internationale Tag des Küssens.
Passend dazu wurden drei sogenannte wissenschaftliche Erkenntnisse publiziert.
Erstens:
Das menschliche Küssen ist nicht ein verspätetes Saugen des ehemaligen Kleinkinds, sondern das ehemalige Schnüffeln am Hinterteil, das nach oben wanderte.
Zweitens:
Menschen, die viel küssen, leben länger als jene, die wenig küssen.
Drittens:
Frauen denken dabei an etwas anderes als Männer.
Wieder ein Tag, an dem die Wisenschaft unser Leben reicher, klüger, sinnlicher macht. Zum Trost einer der besten Dekorateure zum Thema.

Montag, 5. Juli 2010

Zensur im Kopf

Workup.com berichtet über die Zensur im Internet.: Immerhin ein Viertel der Bevölkerung dieses vernetzten Planeten kann nur unter dem Einfluss von Zensoren kommunizieren.
Ein paar rauf oder runter: Interessant, wenn auch nicht überraschend ist, dass immer wieder Machthabende glauben, sie könnten durch Zensur unterdrücken, was ihnen nicht gefällt.
PS:
In wie weit sind eigentlich Verbote gegen Fotos von unten auch schon Zensur?
PPS:
Wenn Sie irgendeine Meinung über sich selbst zensieren könnten - welche wäre das?
PPPS: Vaclav Havel schrieb im Gefängnis ("Briefe an Olga", glaube ich), die wirksamste Zensur fände in den Köpfen der Menschen statt.

Samstag, 3. Juli 2010

Leben, geträumt

Wir sind nicht Sklaven unserer Gene.
Diese befreiende Nachricht stammt von Gottfried Schatz und der ist emeritierter Professor der Universität Basel.
Er schreibt in "NZZZ Online".
Unbedingt lesenswert: "Man sagt, jeder alte Mensch habe das Gesicht, das er verdient. Ähnliches gilt wohl auch für meine Gene."
Und: "Ein befruchtetes Ei gleicht einem eingestimmten Orchester, das lautlos auf den Einsatz des Dirigenten wartet. Alles ist noch Versprechen und die Partitur ein Traum, der seiner Erfüllung harrt.".
PS:
Wenn ich mir mein Gesicht ansehe, dann habe ich schon einiges an Partitur gelebt. So oder so und so auch. Wie geht es Ihnen damit?

Freitag, 2. Juli 2010

Neusprech, Neubild

Neusprech, die Manipulationssprache des diktatorischen Systems in "1984", gibt es in unseren Jahren längst, auch Neubild.
Nur ist es selten so präzis zu fassen wie hier.
Eine andere Variante von Neubild wird als ständig wachsende Vorführung geboten: Bis vor kurzem gab es von der deutschen Regierungschefin nur richtig nette Fotos. Und davon gab es viele, weil sie vorzugsweise dort erscheint, wo es etwas Nettes vorzuführen gibt. Sogar Tore der deutschen Kicker gehen dann auf ihr Bildkonto oder Lenas Trällern.
Jetzt geht es abwärts, denn diejenigen Bilder beginnen zu überwiegen, die nicht ihr Image zeigen, sondern ihren Charakter. (Siehe, z.B., die Titel des "Der Spiegel".)
Welche Neubilder sind Ihnen vor Augen gekommen?

Werkzeugchen, täglich

In Zusammenarbeit mit dem Business-Club innovativ-in
werden an 49 Werktagen hintereinander Werkzeuge von mir publiziert, kleine, schnelle Werkzeugchen.
Viel Glück!

Donnerstag, 1. Juli 2010

war da was?

Was war und was hätte sein können im grössten Land Europas entdeckte für sich und seine drei Millionen Leser Andre Glucksmann - zu finden bei den Perlentauchern.
Und sieht dieses Deutschland: "Und es ist schön, dass es ihm zuhört. Und Europa mit ihm."
Bleiben drei Haltungen:
1.
Nur schnell weiter. War fast nichts.
2.
Schade drum. Hätte was werden können.
3.
Das ist es.