Mittwoch, 31. März 2010

Wirklichkeitshunger

Die New York Times veröffentlichte ein Manifest von David Shields:"Reality Hunger".
Das Manifest ist elegant, gerissen, charmant - ein gelunges Rollen goldener Kugeln auf silbernen Schalen. Indirekt spricht er von dem furchterregenden Wandel, den wir grad erleben, von dem Wandel von einem Leben in einer Realität zu einem mit vielen Realitäten. Wir wissen allmählich, dass wir längst nicht mehr ein einziges Meer der Wirklichkeit befahren, sondern auf vielen Meeren unterschiedlicher Wirklichkeiten. Und das zur selben Zeit. Und das, ohne dass diese Meere anders verbunden sind als durch mich. Respektive Sie, natürlich.
Ein kleines Schwindeln hier und da ist also nur zu verständlich. Arno Guen (frei zitiert) befindet, dass der Schizophrene der eigentlich Gesunde sei und es ihm lediglich nicht ausreichend möglich wäre, vorsätzlich und wenn immer nötig sich mit dem Wahn der anderen zu synchronisieren.
Immerhin: Wenn Ihnen ein Hammer auf den Daumen haut, dann haben Sie keinen Hunger und keinen Schwindel, sondern Daumenschmerzen und wir alle anderen auch. Ausserdem haben wir ja weniger schmerzhafte Möglichkeiten, den Hunger nach einer vielleicht sogar noch gemeinsamen Wirklichkeit zu stillen - Küssen zum Beispiel oder ... was sind Ihre Lieblingsmethoden?

Dienstag, 30. März 2010

Ich, die Wolke Ich

Christian Heller schrieb einen furiosen 8.000-Meter-Hürdenlauf zur Ideolgie des Datenschutzes:
"Was heißt die Auflösung von Individuen in verschaltbare Daten-Wolken, die Externalisierung der Person vom menschlichen Körper auf Wälder aus Internet-Profilen, der Kontrollverlust übers “Ich”?"
Für uns Westliche schwer zu beantworten, zumal wir längst zugegeben haben, dass kein Mensch die Zukunft kennt.
Für viele von uns Östlichen unmöglich zu beantworten. Wir verstehen die Frage nicht. "Kontrollverlust" verstehen wir. "Ich" verstehen wir nicht.
PS: Vielleicht ist ja die Datenwolke Versuch und Sehnsucht, den Terror des Ichs verschwinden zu lassen?

Montag, 29. März 2010

Vom Menschen zum Greis

Max Frisch in seinen eben veröffentlichten Notizen zu einem dritten Tagebuch:
Der Wandel vom Mann zum Greis lässt sich daran erkennen, dass den betroffenen Menschen immer weniger angeht, aufregt, verpflichtet, involviert und immer so weiter. Er bringt es dann auf die Formel "Je freier, desto vergreister".
Wäre in seiner Manier zu fragen, um ihn zu ehren:
1.Merken Sie selbst irgend etwas dergleichen?
2.Bemerken Sie Ähnliches bei anderen?
3.Ist Ihrer Meinung nach Vergreisung der verborgene wahre Preis der inneren Freiheit?
PS:
Elias Canetti meinte zum Thema erstaunlich frohgenut, es sei doch sehr angenehm, dass man zum Ende seines Lebens gaga werden dürfe und nichts mehr von Bedeutung sei.

Samstag, 27. März 2010

Massenmörder machen Märkte

Es hört nicht auf, zum Beispiel hier.
Klicken Sie nicht.
Dort wird darüber geschrieben und gesprochen, dass jenes Monster namens Hitler am Kaffeetisch doch wohl ganz nett, ja, gemütlich, ach-du-glaubst-es-nicht gewesen sein soll.
Wer, bei allen blutrünstigen Teufeln, will das wissen? Gibts irgendwem noch Recht? Irgendeinem Altfaschisten kurz vorm letzten Röcheln? Einem Neufaschisten vor dem Plattmachen von Andershäutigen? Kriegt irgendwer noch ein kleines obzönes Schauerchen untenrum?
Egal. Auflage machts. Quote. Und Übelkeit.

Freitag, 26. März 2010

Freitags-Tool im Dunklen

Sie kennen wahrscheinlich die Geschichte, in der ein Volltrunkener nachts unter einer Laterne herumkriecht. Ein Polizist kommt von rechts:
Suchen Sie was?
Yep!
Was denn?
Schlüssel!
Der Polizist sucht mit. Nach fünf Minuten:
Wissen sie nicht besser, wo Sie Ihre Schlüssel verloren haben?
Doch!
Ja, also. Wo?
Dort hinten.
Dorthinten? Und warum suchen Sie dann hier?
Weil hier Licht ist.

Wenn man (Sie und ich, beispielsweise) feststeckt, auf keine neue Idee kommt, nur noch wiederholt, alles schon kennt und kann und überhaupt ziemlich starr und staubig wurde:
Im Dunklen suchen. Im Unerlaubten. Im Verschämten. Im Riskannten. Im Unbekannten.

Donnerstag, 25. März 2010

18.900.000 x Glück

Als Nachklapp zum letzten Blog: 18.900.000 Ergebnisse bietet Google für "Glück" an, 6.450.000 für "Glücklichsein", 3.380.000 für "Glücklichmachen", gleichfalls 3.380.000 für "ich bin glücklich".
Und 900.000 für "ich bin unglücklich".

Und Sie?

Mittwoch, 24. März 2010

Das glücklichste Volk der Welt

Glückliche Menschen:
26 Jahre alt war der amerikanische Missionar Daniel Everett, als er mit seiner Frau in den Urwald zog, um den Stamm der Pirahã zu bekehren. Mit 33 verlässt er die Indianer – ohne seinen Glauben und ohne seine Frau.
Everetts Bekehrung geschah durch das gemeinsame Leben: «Ich stellte fest, dass sie bereits glücklicher waren als alle Christen, die ich kannte».
PS: Unter anderem erzählt er in seinem Buch:
Erstens kennen die Pirahã keine Zahlen. Zweitens drücken sie nur die stattfinden Gegenwart aus, nie die Vergangenheit oder die Zukunft. Drittens sprechen sie ausschliesslich über etwas, was sie selbst erleben.

Dienstag, 23. März 2010

Was kostet 1 Gramm Faszination?

Die Tefaf ist mit sich im Reinen: "TEFAF Maastricht: The World's Leading Art and Antiques Fair".
Florian Illies von "Die Zeit" sah sich um, publizierte "Die zehn Lehren von Maastricht" und beschrieb ein charmantes Missverständnis. Für 8,8 Millionen Euro konnte man dort die Leichenteile eines Schweins erwerben, die ein gewisser Damien Hirst in Formaldehyd eingelegt hatte - oder aber für dasselbe Geld hinreissende Arbeiten von Picasso, Marc, Cranach, Nagy.
So ist das Leben.
Nein, ist es nicht.
So ist nur das Leben von Leuten, die so aufgeblasen auf ihre Wirkung aus sind, dass sie dem Hernn Hirst oder dem Fräulein Tracy (die mnit dem verkrümelten Bett) sonstwas zu Liebe täten, nur um ein bisschen Glanz abzubekommen. Was sie bekommen, sind Schweineleichen.
So ist das Leben von Leuten, denen alles egal ist, auch die Kunst, auch die Schönheit, die Kultur und der ganze Rest, wenn sie nur mit etwas handeln können, dass richtig fette Kohle bringt. Sie stellen sich dar, als seien sie Kunsthändler oder Kunstsammler. Was sie wirklich sind? Geldvermehrer. Bestenfalls.
So ist das Leben von Leuten, die sich als Kunstkritiker, Kunst-Analysten, Kunst-Lehrer, Kuratoren und so weiter verstehn. Rasch haben sie sich korrumpiert und berichten über Preise, nennen es jedoch Werte.
Arme Leute, egal, was sie auf dem Konto haben.
Ärmlich.
PS: Was sich da gewandelt hat ist nicht das, was die da tun, sondern dass es so viele tun mit so grossen Summen, rund um den Globus.

Montag, 22. März 2010

Extremisten, Abweichler, Verweigerer

Weil jetzt wirklich Frühling ist und Montag:
Soziopsychologie zum Mitlächeln.

Sonntag, 21. März 2010

plappern 01 und +

Eben fand in den Neuigkeiten der letzten Stunden eine hübsche Paralelle:
Ein Herr von Samsung sagte, seine Firma käme jetzt auch mit einem Pad. Und man würde sich auf die Defizite des iPad konzentrieren: Prozessorleistung und Connectivity.
Ein Herr der katholischen Kirche sagte, die Medien hätten eine Kampagne gegen die katholische Kirche inszeniert, die also vergleichsweise wie die Juden unter den Nazis zu leiden hätte.
Alles weggelassen, was dazu zusagen wäre, zu empfinden, anzugreifen, versuchen beide Herren dasselbe: das da draussen wird angegriffen, nicht das da drinnen verstanden, verbessert, getan. Wozu Machiavelli Fürsten riet.
Weiter reicht die Paralelle nicht. Der eine ist hilflos und plappert Marketing, der andere ist auch hilflos, plappert aber bösartig.
Samsung wird durch dergleichen Hilflosikeit keine zusätzlichen zahlenden Gläubigen für sein Tablett gewinnen. Die katholische Kirche wird dadurch keinem geschändeten Kind helfen und weiter zahlende Anhänger verlieren.
PS: Und was den Wandel betrifft - der beschleunigt sich weiter. Was bisweilen wirklich ein Trost ist.

Samstag, 20. März 2010

burnout, burnon, burnwashing

Leider kein kostenfreier Link möglich: dennoch:
In der aktuellen Ausgabe von "Die Zeit" schreibt Ursula März über Restauranttester, Schuldenberater, die Gilde der Krisenberater, die Inflation entsprechender Sendungen und schliesslich Frau Meckel, die ihr Burnon miterleben lässt, indem sie ein Buch über ihren Burnout vorstellt.
"Der erstaunliche Erfolg, dessen sich das Krisenthema derzeit im Medien- und Buchgeschäft erfreut, ist mit einer kleinen, sehr menschlichen, aber doch entscheidenden Lüge erkauft - der Lüge, dass die Krisen der Gegenwart Phänomene seien, welche kommen, kurz verweilen und abziehen."
Ja. Und nein, so klein ist die Lüge nicht. Denn genau das verspricht jedes Krisen-Geschrei: Es wird alles wieder gut. Das wars, was Mütterchen damals versprach und was von unseren frühesten Tagen an gelogen war.
Es wird nicht wieder gut. Niemals. Es wird anders.
Und das ist viel besser.

Freitag, 19. März 2010

nie nackt duschen

Hier ist zu Freitag ein Link als Beitrag zur persönlichen Fitness, beispielsweise durch Kopfschütteln, hemmungsloses Kichern oder Auto-Brainstormings für garantiert blödsinnige Gesetze, Verordnungen, Regeln.
Schönes Freitagabendworkout!

Donnerstag, 18. März 2010

zurück ins Gelogene

Heute läuift in einem deutschen Privat-TV-Sender der erste Teil eines Vorurteilsstreichlers namens "Die Grenze".
Alle nostalgischen Vorurteile Deutschland-Ost und, so schön kann nur Fernsehen sein und andere Manipulationen für Massen,auch die Nostalgie Deutschland-West. Die Angelegenheit ist keinen Kommentar wert, ausser: Passiert das nicht oft? Wird nicht immer wieder mit unseren Vorurteilen Marionette gespielt? Und gleichzeitig unser Bauch gestreichelt? Der, in dem wir das ja alles längst wussten, gesagt haben, aber keiner will ja hören?
Einen Film, in dem das heutige Deutschland eines war, in dem die Nazis gesiegt hatten, den gab es schon. Wohin uns die Sehnsucht nach dem Gestern auch immer zieht: Keine Vergangenheit war besser. Aber gelogen ist sie immer.

Mittwoch, 17. März 2010

streng sexistisch

Schon die Meldung ist nicht politisch korrekt, genau genommen:
In "Die Zeit" wird von einer männlichen Motte berichtet, die zu weiblichen Sexpartnern kommt, weil sie (er!) Schreie ausstösst, die sich für die Weibchen anhören, als sei eine jagende Fledermaus hinter ihnen her - woraufhin sie erstarren. In diesem Zustand sind sie den Mottenmänchen am liebsten.

Bitte ziehen Sie jetzt keinerlei Vergleiche zwischen Motten und Menschen.
PS:
Oder doch zwischen jenen Motten und gewissen Menschen?

Dienstag, 16. März 2010

Heimat

Danke, Arno, für Deinen letzten Kommentar am 12.:
Das ist für Sesshafte oft am schwersten: Heimat, Zuhausesein, Daheimsein. Und immer so weiter. Und immer aussen, materiell, nicht innen, immateriell.
Heimat, der Ort, von dem ich ausgehe.
Keiner, an dem ich bleibe.

Doppel-PS für die Dichter:
"Kaum sind wir heimische einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, schon droht Erschlaffen", Hesse.
"Möcht ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön - dann kannst du mich zu Grabe tragen", laut Goethe Faust zu Mephisto.
PPS: Die graue Katze hinter mir beharrt auch auf ihrem Sessel. Bringt allerdings morgens gelegentlich eine Maus. Immerhin.

Montag, 15. März 2010

Der Sumpf namens Wirklichkeit

Die Wirklichkeit ist unter aller Kanonen, sie hat das Niveau eines Grossenromans und wer sich ihr ergibt, den zieht sie gnadenlos hinab in ihren Sumpf", so Anne Webers Fazit in ihrem Roman "Luft und Liebe". (Kritik von Urs Jenny in der aktuellen Ausgabe von "Der Spiegel", Seite 148.)
Die Metapher amüsiert mich schon deswegen, weil sie mir nie eingefallen wäre: das Meer der Wirklichkeiten, ja und mindesten ein Dutzen andere eher.
Anne Webers Bild begründet endlich auch, warum es soviel aufgeblasene Ochsenfrösche in dieser Wirklichkeit gibt.
Und Ihr Sumpf, wie ist der heute so?

Sonntag, 14. März 2010

Kafkas Enkel

Sonntag, Zeit für ein Video.
Irgendwo muss Gregor Samsa geblieben sein.

Samstag, 13. März 2010

Hollywood remixed

Was ich Sie gestern schon fragen wollte, ist die Hollywood-Frage:
Angenommen, dies wäre ein Film. Sie wachen plötzlich auf, mit all dem, was Sie heute ausmacht und lesen diesen Blog. Nur wissen Sie nichts mehr von früher. Sie sind ganz neu. Was wünschen Sie jetzt? Was möchten Sie tun?




Und - was macht Sie so sicher, dass ...

Freitag, 12. März 2010

many oder most

Sally Hogshead
schreibt bei "Changethis!":
"Many companies successfully advertise products and services that consumers don’t necessarily need (bottled water, luxury cars) or even enjoy (backache pills, oil changes, burial plots). But here’s a brand that manages to sell an extraordinary volume—at a premium price point, no less—of a product that people don’t even want, and more to the point, actively dislike."
Sallys Beispiel ist Jägermeister: Stetig wird das Produkt mehr verkauft, also wohl auch getrunken, obwohl niemand es mag.
Dass Firmen Produkte vermarkten, die niemand braucht und keiner liebt - das ist nicht neu. Die Frage ist: sind das viele oder die meisten Produkte?
Schenken Sie dieser streng unwissenschaftlichen Studie zwei Minuten Nachdenken:
Was schätzen Sie? Und wieviel Produkte oder Leistungen kaufen Sie, wobwohl Sie die nicht mögen?
PS:
Mehr über und von Sally, Smartass.

Donnerstag, 11. März 2010

Glücklichsein

Einige Minuten, bitte.
.
.
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Danke, Melville!

Mittwoch, 10. März 2010

allerlei Marktstände, global

Angenommen, Sie sind Bauer unter Bauern. Sie wollen Ihr Gemüse verkaufen, Ihre Milch, Eier, allerlei Fleich. Dafür ziehen Sie jetzt jeden Samstag in aller Frühe auf den Markt, stellen einen Stand auf und versuchen Ihr Bestes.
Alle anderen Bauern auch.
Nur einer war schlauer: er hat einen Platz frei geräumt, vermietet die Standplätze, lädt Besucher ein und ist gut drauf. Sehr gut drauf.

Dienstag, 9. März 2010

Sitzenbleiber

Will Phillips heisst mein Held heute. Er ist US-Amerikaner. Nein, weder in Bagdad, noch in Kabul, sondern in Arkansas / USA.
Was mein Held machte?
Nichts, ausser: Er blieb sitzen.
Er blieb sitzen als alle wie üblich morgens zum Treueeid aufstanden. Er protestierte:
"Am Ende dieses Schwurs ist von 'Freiheit und Gerechtigkeit für alle' die Rede. Das stimmt aber nicht. In Amerika gibt es sehr viel Rassismus und Sexismus. Schwule und lesbische Paare dürfen bei uns nicht heiraten oder Kinder adoptieren."
Will ist 10 Jahre alt.

Montag, 8. März 2010

Missbrauch oder Missschmatz

Ich bin mir keineswegs sicher, aber die ganze Affäre schmeckt wie eine Parodie aufs Original. (Siehe letzten Samstag.)
Einerseits ist da dieses Bild von längst ausgewachsenen Männern in kurzen Hosen, die über Rasen rennen und andere zur Ordnung pfeifen. Diese Männer haben einen richtigen Chef. Und der küsst vorgeblich seine Pfeifer gern. Sogar mit der Zunge.
Wenn die das nicht mögen: Warum drohen sie dem Lüstling nicht wie Arno besagtem Millionär? (Siehe Kommentare zum Blog vom Freitag.)
Jedoch: Möglicherweise amüsiert mich etwas, das für die Betroffenen wirklich Sehnsucht, Angst, Macht und Weissderteufelwas auslöst.
Jedenfalls scheint mir die öffentliche Aufmerksamkeit dafür ein Hinweis auf den Wandel in unserer Gesellschaft. Dass Opfer sich mehr trauen können, wäre etwas, immerhin. Proportional nicht mehr als einmal in den Niagara spucken. Nur: etwas; aber immerhin.
Wie sehen Sie das?

Sonntag, 7. März 2010

Mahagony

Geht das nicht zu weit?

Samstag, 6. März 2010

unfähig zu trauern

Vor etwa 50 Jahren schrieben die Mitscherlichs "Die Unfähigkeit zu trauern". Sie bezogen es damals auf das Deutschland jener Zeit.
Mich erwischte die Erinnerung an diese Erkenntnis, als ich gestern einmal mehr eine Nachricht hörte über die unsäglichen Misshandlungen von Kindern in katholischen Organisationen. Wieder ging es um hunderte Kinder. Diesmal sprach sogar ein Kirchenmann über seine eigenen Verfehlungen. Bebender Kanzelstimme.
Kein Gottesmann steht auf und geht los zur Trauerprozession nach Rom. Keiner stellt sich vor eine der Kameras und trauert. Kein Bischof, kein Kardinal legt seine Ämter nieder. Kein Bayer, Papst in Rom, ist so erfüllt von Trauer, dass er sich zurückziehen muss.
Trauer ist unser tiefer Schmerz über einen Verlust.
Was die Organisation KIrche verloren hat und weiter verliert, interessiert mich nicht. Was all diese Kinder verloren haben und was so viele Kinder in dieser Kirche weiter verlieren werden, schmerzt tief.
Und nun: Was tun mit der Trauer? Nach der Trauer?

Freitag, 5. März 2010

Freitag: Angst

Erfolgreiche Menschen = diejenigen, die so leben, wie sie leben möchten. Mehr oder weniger. Niemand ist perfekt, glücklicherweise. (Der Dalai Lama sagte in einem TV-Interview, sein Hobby wäre, alte mechanische Uhren zu reparieren. Nur würde er eben zum Schluss einige Teilchen übrig haben. Und strahlte.)
Allerlei Stimmen aus dem endlosen Palaver der Menschheit über Leben, Sinn und den ganzen Rest, einige also meinen, erfolgreiche Menschen unterschieden sich von den anderen durch ihren Umgang mit Angst. Hier finden Sie 21.000.000 Hinweise zum Thema.
Viel einfacher machte es sich ein Mann, den ich in einem Flugzeug traf. Er holte aus seinem Attachecase eine winzige Puppe, setzte sie vor sich auf das Tablett, ass murmelnd sein Dinner und stopfte dann die Puppe in seine Hemdtasche.
Immer, erklärte er mir, wenn ich Schiss habe, richtig Schiss, dann nehm ich die raus, erzähl, wovor ich Angst habe und steck sie in die Tasche.
Und dann?
Dann mach ich, was ich machen will und die bleibt solange da, solange, bis der Schiss weg ist.
Also, zusammengefasst: ...

Donnerstag, 4. März 2010

Nicht auf die Internetschule

"Geht nicht auf die Internetschule und werdet in gar nichts Meister ... wenn ... Internetinstitute den gleichen Effekt auf das Internet haben wie Pädagigikinstitute auf die Bildung, dann gute Nacht."
Schreibt David Gelernter, ja, der von Dienstag, in seinem Manifest, publiziert in der FAS.
Im Netz von morgen, sagt er auch, ist nicht mehr der Raum, sondern die Zeit das Ordnungprinzip.
Oh!

Mittwoch, 3. März 2010

BlödsinnMassIndex BMI

Heute von irgendwo bekommen:
„Der BMI spielt keine Rolle für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen“,sagte ...
Morgen wird ein anderer Experte sagen, der BMI entscheide alles, ein weiterer Fachmann hat heute schon den altrenativen BMI (siehe Überschrift) erfunden.
Mein Thema ist der Wandel, was sonst? Und es verblüfft mich immer wieder, dass die Muster, nach denen wir Gesundheit, Attraktivität und Lebensdauer mal nach dem Index, mal nach jener Methode erkennen, dann wieder mit Gleichgültigkeit leben.
Entweder sind wir multimorphende Organismen, die von iher Lebensform gestern Nachmittag nichts mehr wissen oder kaum jemand schert sich um den diesbezüglichen veröffentlichten Blödsinn.
Heute Abend? Bratkartoffeln mit Speck.
Und bei Ihnen?

Dienstag, 2. März 2010

Die Vorurteilsmaschine

David Gelernter ist ein fröhlicher, gut genährter Professor für Computer-Wissenschaften an der Yale Universität, wo sich , wie man weiss, ja viele sehr kluge Köpfe herumtreiben, die Sätze von sich geben, die ausser zwei, drei Menschen niemand hören will, was bekanntlich zu friedlichem Beieinander beiträgt, besonders, wenn es jene seltsamen Vorgänge betreffen, die das Internet genannt werden, was ja, das ist längst bewiesen, zu unserem Untergang beiträgt respektive unserer Rettung, was vielleicht eben auch so zu verstehen ist, wie David das sagt: Das Internet, wie es heute ist, ist im Grunde genommen eine Maschine zur Verstärkung unserer Vorurteile.
Ja, klar.
Nur dass wir mit allem, was uns unterkommt, unsere Vorurteile verstärken.
Der wunderbare und hinterrücks erleuchtete Georg Christoph Lichtenberg erkannte die Natur unserer Vorurteile: Die Vorurteile sind die Kunsttriebe des Menschen. Mit ihrer Hilfe kann er sich auch da zurecht finden, wo er nichts weiss.
Brauchen wir darum das Internet mehr und mehr und überall?
Und was ist Ihr Lieblings-Vorurteil?