Montag, 29. November 2010

leck geschlagen

Dass
an Frau Merkel Vieles abperle wie an einer Teflonpfanne und sie nicht besonders kreativ sei - niemanden kann das überraschen.
Dass
Her Berlusconi ein Hallodri sei - geschenkt.
Dass
Herr Karzai ein Schwachwackelnder sei - das wurde lange genug vorgeführt.
Dass
derjenige gegen Gesetze verstiess, der all das weitergab - was ändert das am Inhalt?
Dass
all die Peinlichkeiten nun Millionen die Chance geben, ein wenig mehr von ihrer eigenen Gegenwart zu verstehen - ist das nicht wünschenswert?
Dass
Leute die lange geübt haben und hoch bezahlt werden, ein System für 240.000 Teilnehmer (oder gar 2.400.000) einrichten und glauben, dieses System sei sicher vor Verrat - das ist unglaublich dumm.
Dass
noch höher Bezahlte denen das auch noch glaubten und das System einschalteten - das ist so abgrundtief blödsinnig, wie es nur die Wirklichkeit erfinden kann.
Der nächste grobe Unfug ist schon angelaufen: Jetzt wird das System ganz, ganz sicher gemacht.

Dienstag, 23. November 2010

mordshungrig

Neoliberalismus oder Tod?
Neoliberalismus und Tod!

Wer nicht möchte, dass er sich eines Tags fragt, warum er das alles nicht gesehen, nicht verstanden, nicht beherzigt hat: hier ist das Gegenmittel.
Jean Feyder ist ein entfernter Verwandter von Jean Ziegler, aber ein klarer, ruhiger, der lange die Augen aufgemacht hat, solange und so genau, dass er Ihnen und mir jetzt erklären kann, wie heute die meisten Menschen getötet werden - unter Ihrer und meiner uninformierten Mithilfe.
"Die gegenwärtigen Krisen stellen nun die Herrschaft des Markts in Frage. Dieser hat gezeigt, dass er unfähig ist, sich selbst zu regulieren."
Er ist genau, er nennt Ross und Reiter, er beschreibt die Ursachen so verständlich, dass klar wird, was
* eigentlich getann werden müsste
oder
* was zu tun ist.

Dieses Buch lesen ist schon: zu tun.

Freitag, 19. November 2010

Kaffeesatzkatastropheure

Was jetzt dran ist, das sind die USA. Erst ein deutschsprachiges Blatt, dann ein zweites, danach mehr und mehr erklären uns die Gegenwart und Zukunft der USA. Und die ist düster. Weil, jetzt gehen sie unter.
Wieso? Weil es dieses Blatt sagt. Und das andere auch.
Respektive Boris Groys. Groys ist ein Kunstgeschichtler, den zu lesen sich meistens lohnt. Diesmal nur versehentlich. Plötzlich taucht er im Chor der USA-Untergangsprophezeier auf. Nur ist seine Begründung interessanter, rumgedreht, wie der Wurm, der den Apfel definiert: die letzte Hoffung sei der radikalste Kapitalismus aller Zeiten: "In der aktuellen Phase des Kapitalismus erkennt man in der erotischen und sozialen Frustration die einzig verbliebene ökonomische Kraft."
Genau, Boris.
PS: Es war Mark Twain, glaube ich, der einer Zeitung, die versehentlichg sein Ableben gemeldet hatte, schrieb, dass die Nachrichten von seinem Tode zumindest voreilig seien.

Mittwoch, 17. November 2010

müde

Byung-Chul Han ist Professor in Karlsruhe und hat ein Buich zu unserer Gegenwart geschrieben: "Die Müdigkeitsgesellschaft", eine Philosophie der Erschöpfung.
Die Gesellschaft der Negativität zieht sich laut Herrn Han zurück, eine Gesellschaft, bestimmt von einem Übermaß an Positivität kommt auf.
Atemberaubend einfach, verständlich und irritierend zeigt er, dass  Depressionen, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, die Pathologien Borderline oder Burnout Infarkte sind, die  durch ein übermässige Positivität bedingt sind. Han entwirft die Vision einer  'Müdigkeitsgesellschaft': den Wandel vom "um zu" zum "nicht zu".
PS: Vielleicht freut es Sie, drei Ihrer Umzus in Nichtzus zu verwandeln. Ich hab's probiert - mit seltsamen Ergebnissen.

Mittwoch, 10. November 2010

Peter Sloterdijks Autisten

... im aktuellen Spiegel, seite 136 beginnend ...

PS: zu Sloterdijk.

Dienstag, 9. November 2010

small selector is watching you

Harald erzählte mir heute von einem Ding, das Sie vielleicht längst kennen und allenfalls müde belächeln oder noch nicht einmal ignorieren - während für mich: it made my day. Almost.
Also: Harald hat nicht nur entzückende Töchter sondern seit einigen Monaten zusammen mit Doris einen charmanten Sohn. Und ausserdem hat er eine Kamera. Die kann er auf die ganze Pracht richten und aufzeichnen lassen, solange Akku und Speicher halten. Soweit alles wie bisher.
Diese Kamera kann er aber so einstellen, dass sie nur dann läuft, wenn der Kleine lächelt. Wie schon zugegeben: Kann sein, dass Sie das nicht bemerkenswert finden. Mir geht es hier jedoch darum, meine Gegenwart zu verstehen, Ihre auch, unsere. Demnach gibt es jetzt oder gleich:
* Jemand-lächelt-Kameras. (Jemand lächelt nicht. Jemand guckt vedrossen, hinterhältig, falsch, nicht teamfähig.)
* Jemand-vernebelt-die-Wahrheit-Mikrophone. (Gibt's längst, nicht nur in Langley, ich weiss. Was aber, wenn Sie jemanden anrufen und der scannt sofort, was Sie treiben? Ist das dann eine Art Aufrichtigkeits-App?)
* Dosensuppen-Feedback-Controller: Jemand-isst-seine-Suppe-gierig. (AH! Das müssen wir also reintun. Gibt's schon, ja, in Zigaretten und in weiss-Foodwatch-wo-überall.)
* Wetten-dass-Wegguck-Nichtklatscher-Abschaltung: Wer nicht begeistert unablässig auf den alten Blonden und die schweizerische Blonde starrt und atemlos ist und klatscht, klatscht, klatscht undsoweiter, kommt erst 3 Miunuten auf die Schwarzbank und im Wiederholungsfall muss er die Sendung verlassen. (Gibt's sofort, wenn die Quotenzählung eine Spur aufgerüstet wird.)
* Partnerrecording: In diesem Monat hast du 321mal mit mir gesprochen, aber nur 2 mal mit warmer Stimme. (Sind Sie sicher? Brauchen Sie einen Link, um das Ding zu bestellen?)
Und immer so fort: Gegenwart.
Damit wir uns nicht missverstehen: Irgendeine Paranoia von irgendwem hat nichts mit mir zu tun. Mit Ihnen auch nicht, hoffe ich. Jedweder Trick, den Menschen erfinden, können Menschen austricksen. Jeder neue Umfug kann im wirkungslosen Blödsinn verpuffen.
Aber zu unserer Gegenwart gehört immer alles, was sich irgendjemand ausdenkt. Weil alles, was Menschen denken können, auch von Menschen gemacht wird. Früher oder später; meist früher.
Willkommen Kristian. Du wirst sie alle weglächeln.

Montag, 8. November 2010

Wachstum für Zombies

Der  aktuelle Bericht  der Vereinten Nationen zur menschlichen Entwicklung beginnt eine Revolution - mit einem Satz: "Eines der überraschendsten Ergebnisse der Forschung zu menschlicher Entwicklung in jüngster Zeit ist die fehlende signifikante Korrelation zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungsbereich.”

Das heisst:
1. Gesundheit und BIldung der gesamten Menschheit hängen nicht davon ab, was wir Wachstum nennen.
2. Jede Forderung von jedem Menschen, jeder Institution nach Wachstum, um Gesundheit und BIldung der Bevölkerung zu garantieren, ist dummes Zeug.
3. Alle, die mit diesem dummen Zeug argumentieren, sind entweder miserabel informiert und oder betrügen absichtsvoll.

Das sind bespielsweise Politiker, die mit dieser Täuschung Gesetze begründen. Das sind Professoren, die Wachstum als sakrosanktes Wissen predigen. Das sind Manager, die mit diesem Grund Menschen entlassen und verarmen. Das sind alle, die damit den Planeten verwüsten. Und immer so weiter, wie Sie wissen.

Falls Sie sich nächsten Nachrichten anhören, werden Sie dergleichen hören. Und die Armeen der Zombies des Irrglaubens von Gestern werden durch die nächtlichen Volkswirtschaften schleichen und durch die Firmen und durch die Unis und durch die Parteizentralen sowieso und - leider und besonders - sich in menschlichen Gehirnen einnisten.
PS: Glücklicherweise! wirklich, glücklicherweise! entscheiden Sie, ob die Dunkelheit weiter bei Ihnen willkommen ist.

Freitag, 5. November 2010

integrieren, nachts

Am kommenden Sonntag können Sie etwas Ungewöhnliches erleben: ein Jude und ein Muslim integrieren sich Deutschland (ja, nicht umgekehrt) und plötzlich implodieren die Integrationsgipfel, die missverstehenden Reden zur Leitkultur (christlich-jüdisch), die politisch korrekten Anmerkungen zu Migrationshintergründen.
PS:
Wird vorsichtshalber spät gesendet, damit Sie dann schon müde sind oder besser doch bereits schlafen. Was schade wäre.

Mittwoch, 3. November 2010

fernnah

... es könnte sein
- nachdem immer häufiger Wissenschaftler berichten, wir seien des Altruismus durchaus fähig,
insbesondere, wenn wir nah zu denen lebten, denen zu helfen wäre und
- nachdem immer öfter handfest durchgezählte Statistiken belegen, dass immer mehr Menschen zunehmend Netze zu anderen aufbauen, pflegen und nicht nur mit Rat weiterhelfen, sondern auch mit Geld
... dass auch unser Gefühl, unseren Gefallen und unseren Geschmack für Nähe unter anderem paradox zu leben vermögen: der ferne Mensch ist uns nah, egal, wo er lebt, gleichviel, mit welchem Medium wir kommunizieren.

PS:
Wieviel dieser Nähe wünschen Sie sicht? Wieviel ertragen Sie?

Dienstag, 2. November 2010

also jetzt die Strassenblicke

Ab heute ist er also auf dem Netz, der deutsche Strassenblick.
Auf dem Blick aufs Bundeskanzleramt kann man nicht bis zu den einzelnen Büros durchgooglen. Und das ist ja gut so.
Ich wünschte mir einen streetview on / of Querdenker, Querlebende. Das wird wohl noch dauern.