Dienstag, 2. Februar 2010

banal, alltäglich, unwiderstehlich, Wandel

Wie Arno schrieb: im allgemeinen ist der Wandel banal, alläglich, einsickernd, schleichend, oft unauffällig.
Das war wohl immer so. Allerdings war das Tempo anders als heute. Meine Grossmutter mütterlicherseit musste telephonieren noch lernen und brüllte lauthals in die Muschel - wegen der langen Entfernung. (Meine Grossmutter väterlicherseits liess telephonieren.)
Das Tempo des Wandels ist heute so hoch, die Folgen dermassen vielfältig und die Kontrolle darüber so unwirksam, dass mehr und mehr Menschen in einer Wirklichkeit leben, die es nicht mehr gibt. Das lässt sich - vielleicht - von Rentnern aushalten, die tasächlich genug Rente bekommen, ein Gärtchen haben oder auf den Kanaren ihrem Ende entgegensommern. Unter gewissen Lebensumständen kann man wohl ganz gut in einer speziellen Wirklichkeit leben, die andere nicht teilen. (In der Psychatrie ein Krankheitsbild.)
Und was mit all den anderen? Uns?

4 Kommentare:

  1. also, die Sache mit dem unauffälligen Wandel und dem sich erhöhenden Tempo...

    Wie wär´s damit: das mit dem Empfinden des schnelleren Tempos ist doch eigentlich unsere Annäherung an die Grenzen der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit; denken vier uns doch die Zunahme nicht auf einer "Geschwindigkeitsachse" in horizontaler Richtung sondern auf einer "Vielfalt-Achse" nach oben;

    oder anders - folgendes Gedankenspiel: nimm eine begrenzte Fläche (2x2 Meter) und gib darauf 5 Gegenstände und blick 3 Sekunden lang drauf - wohl kein Problem alles zu erfassen, oder?
    Gib auf die selbe Fläche 50 Gegenstände und blick 3 Sek. lang drauf - wird schon schwieriger. Und jetzt noch mal dasselbe mit 500 Gegenständen und sofort...

    Also: die Zeit, in der sich die Dinge vermehren bleibt die gleiche aber die Vielfalt steigt. Bin kein Mathematiker, aber da gibt´s doch das Phänomen der Mandelbrotmenge - das fällt mir in dem Zusammenhang ein.

    Ich seh´s so: die "lebensnotwendigen" Dinge als Wurzel des glücklichen Lebens bleiben immer die selben; die Möglichkeiten, die auf dem darüber befindlichen Boden weit verzweigt austreiben, nehmen als parallel wachsende "Triebe" ständig zu (siehe Mandelbrot?) und die steigende Vielfalt erscheint uns immer rasanter (siehe unsere begrenzten Möglichkeiten, Komplexes zu erfassen);

    Natürlich verwirrt das und das macht Angst und das macht, das man sich festhält an der gewohnten Wirklichkeit wie an einem Schiffsmast im Sturm.

    Und was mit uns ist? Innehalten, wahrnehmen, und auf das Wesentliche und die Möglichkeiten schauen, vielleicht? Deine 2 Großmütter kenne ich natürlich nicht aber irgendwie kommt mir der deren Umgang mit Neuem nicht unbekannt vor :-)

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  2. Tempo des Wandels und Wirklichkeiten, die es nicht (mehr) gibt. Dazu fällt mir ein, dass möglicherweise insbesondere das Tempo zugenommen hat, mit dem sich individuelle Wirklichkeiten auf- und umbauen. Anders gesagt: die individuelle Freiheit - als Möglichkeit zur Herausbildung einer eigenen Wirklichkeit - ist in den letzten 40 Jahren exponentiell größer geworden. Das Tempo, mit dem sich Vielfalt ausbreitet, nimmt zu. Tatsächlich haben wir heute die Freiheit, deren Möglichkeit wir '68 fühlten und beschworen haben. Wie in jeder Generation gab es ausgezeichnete Magie. www.youtube.com/watch?v=HGLBy2Cdjl Ein Filmausschnit aus einer Zeit, als der Wandel im mittleren Westen noch bei den örtlichen Autoritäten anfragen musste, ob ein kleiner Auftritt in nächster Zeit gelegen sein würde. Wenn nicht, dann nicht. Heute wünscht sich der eine oder andere Magier die örtlichen Autoritäten und den alten Meister zurück: "In die Ecke, Besen! Besen! Seid's gewesen. ..." :)! lustige Idee.

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  3. ich sehe gerade, dass youtube den Link nicht akzeptiert. Besser google: Easy Rider - Born to be Wild - Premiere war übrigens in Cannes am 8. Mai 1969

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