Sonntag, 28. Februar 2010

still

Im Deutschland, Oesterreich und der Schweiz hat sich in den letzten Jahre etwas verdoppelt: die Zahl derjenigen Menschen, die regelmässig Psychopharmaka nehmen, weil sie ihnen verschrieben wurden. Etwa jeder vierte Mensch gilt als behandlungsbedürftig.
Auch ein Wandel.
Es geht ja nicht darum, ob kranken Menschen geholfen werden soll oder nicht. Es kommt darauf an, wer durch wen und warum als psychisch krank erklärt wird. Und es fragt sich, ob das System Gesellschaft immer seltener riskieren kann, dass Andersbenehmer, Andersgeräuschler, Andersbewegler, Anderssprecher das System irritieren.
Andersdenker hingegen scheinen von selbst ruhiger zu werden. Oder aus dem Andersdenken nicht zum Anderstun zu kommen.
Stille.

Samstag, 27. Februar 2010

selbst gelobt ist gut gelobt

Es ist ja nun wirklich ein seit ältester Zeit bekanntes Vergnügen: Bezahl die Leute, die Dich loben. Das geht schneller, als darauf zu warten, dass es andere freiwillig tun. Und es ist genauer.
Über einen aktuellen Versuch berichtetete "upload-magazin.de". Dass die Süddeutsche Zeitung schnelles, präzises Lob so nötig hatte, ist deren Sache. Dass sie sich dabei erwischen liess: jo mei. Inmitten all der mediokren Selbstbeweihräucherung fällt's ja nicht besonders auf.
Da bot doch die „Assurance de succès dramatique“ des Monsieur Sauton ca. 1820 in Paris eine vergleichseweise klare, grosszügige und zielsichere Leistung an - die
„Sicherstellung des dramatischen Erfolges“. Wie täte es der Süddeutschen gut, wenn täglich zum Redaktionsschluss eine Gruppe dieser Claqueure frenetisch Beifall klatschen würden.
Oder zufällig ab und an bei uns auftauchten. Wie wär's?

Freitag, 26. Februar 2010

Freitag: Standpunkt

Haben Sie noch einen Standpunkt?
Von einem Standpunkt als ....... aus gesehen, ist das so:......
Was hat dieser Mensch?
Offensichtlich einen Standpunkt.
Was sieht er innerhalb seiner Scheuklappen?
Einen schmalen Ausschnitt. So ist sein Verstehen. So ist seine Lösung. So ist sein Leben.
Was hilft, ist ein Papier auf dem Boden, auf dem der Name des Themas / Problems/ Irgendwas steht, damit man/frau herumgehen kann, langsam, um Standpunkt-Wirklichkeiten zu sammeln.
Sie kennen gewiss die Camouflagen von "Standpunkt": Ich als ... in meiner Eigenschaft als ... nach meiner Erfahrung ... als Fachman für ... als Spezialist für ...

Donnerstag, 25. Februar 2010

Vergangenheitsschubser

Kennen Sie das auch?
Eben waren Sie noch gut gelaunt oder schlecht drauf, auf jeden Fall im Hier und Jetzt. Dann kommt ein Mensch, eine Mail, eine Zeitung, ein Irgendwas mit nichts im Sinn ausse, Sie in die Vergangenheit zu schicken.
Am Skype:
Sachma, in welchem Jahr biste geborn?
Ich sags. Warum sollte ich auch nicht?
Deshalb:
Ich schick Dirn Link.
Klick:
Wussten Sie schon, dass in Irrem Geburtsjahr "Top Hat" der bestbesuchte Film war?
Wusst ich nicht.
Wussten Sie schon, dass in Ihrem Geburtsjahr die Anonymen Alkoholiker gegründet wurden?
Wusst ich auch nicht, klick die Site aber weg.
Wenn Ihnen jemand eine schmiert, dann können Sie zurückschlagen. Und das nicht zu knapp. Und mehrmals, notfalls.
Wenn Sie jemand in die Vergangenheit schubst, dann sind Sie erst mal da, ungewollt. Und müssen Ihren Rückweg in die Gegenwart finden.
Vergangenheitsschubser haben mit dem Leben soviel zu tun Zombies mit dem Küssen.

Mittwoch, 24. Februar 2010

General Streik

Sie sehen und hören dieser Tage ständig: Griechenland.
Hier das Interview vor Ort:
Stavros, glaubst Du, dass diese Reform gelingt?
Stavros hält eine einführende Vorlesung zur griechischen Geschichte, deren Ende ist:
"Das ist wegen der Türken!"
???
Über dreihundert Jahre waren sie hier.Es war patriotische Pflicht, die Herrschenden zu bekämpfen, besonders, ihnen so wenig zu zahlen wie möglich.
Und was hat das mit dem Streik und dem ganzen Desaster zu tun?
Wir sind dabei geblieben. Es ist patriotisch, keine Steuern zu zahlen.
Stavros, die Türken sind lange weg!
Und wer will unbedingt in die EU? Die Türken.
PS:
Das ging noch Stunden so weiter. Es erinnerte mich an ein Gespräch mit einem Miteidgenossen im Appenzell über das Bankgeheimnis, die Minarette und die aus dem grossen Kanton.

Dienstag, 23. Februar 2010

23.02.2010, 17:30

Heute.

Montag, 22. Februar 2010

Endlich: Das Ende in Ihrer Hand.

Hier ist ein Trost, den Sie sich unbedingt gönnen müssen: Machen Sie Schluss mit diesem Planeten!
Bestimmen Sie, mit welcher Geschwindigkeit und wo ein Komet in der Grösse Ihrer Wahl auftreffen soll.
Nach all den Drohungen über das Erkalten unserer Sonne in schon 4 Milliarden Jahren, all den Verschwörungs-Theorien über Meister des Todes und den restlichen Murks: Hier ist das Ende. Instant.
Und dann: :))

Sonntag, 21. Februar 2010

Gebrauchsanleiter braucht's

Da glaubt einer (ich), er sei soweit gnaz gut unterwegs im Digitalen. Und dann will er mit einem neuen Programm (Camtasia) etwas Banales tun (Audiofiles importieren). Es geht nicht. Kein Umweg, Trick oder sonstwas hilft. Auf den Foren: Schweigen. Techsmith verspricht Hilfe in einem Tag, aber es ist Wochenende. Keiner hatte das Problem vorher. Tonnenweise Vids mit Tutorials, möglicherweise für Alles. Aber nichts dafür.
Ja, meist ist mindestens 80% einfach. Ja, fast der ganze Rest steht in Foren oder sonstwo.
Nur bleibt ein Rest. Und wers mit dem zu tun hat, würde einem, der ihm grossmütig zuhört, skypend, ihn zu einem Dings führt, mit dem es locker geht, gern ebenso grossmötig honorieren. Die Wer-Will-Den-Job-Sites sind dafür nicht schnell genug und vielleicht auch nicht ausreichend präzis: Wer mit offener Aorta in die Notaufnahme taumelt, der hat keine Zeit fürs Tee trinken und Bürokratie.
Wofür würden Sie sich grossmütige Tutoren wünschen?

Samstag, 20. Februar 2010

Kauf ein Stündchen

"In der Stunde kostet die ..." wenn das einer wildfremden Person nachgesagt wird: Was denken Sie da?
Genau.
"Der Spiegel"
recherchierte, dass die CDU in Nordrhein-Westfalen, Deutschland, das ihrem eigenen Ministerpräsidenten nachsagt, genauer: Die CDU bietet ihn an. Gegen Geld. Was sonst.
Mal abgesehen von Dekadenz, Untergang der Demokratie oder deren Sumpfblüte, hämischen Beleidigungen von Bananenreprubliken als Vergleich, den verrotteten Resten des "C" in einer Partei und immer so fort:
A) Wieso darf sich das jemand mit einem leibhaftigen Ministerpräsidenten erlauben?
B) Wieso erlaubt das ein Ministerpräsident?
C) Wer gibt für so was Geld her?
PS:
Es könnte künftig den ganzen Aufwand mit den Wahlen ersetzen: Kanzler wird, der für eine Stunde mit ihr / ihm am meisten bekommt. Und so abgestuft weiter.
Für wen würden Sie bieten? Und wieviel?

Freitag, 19. Februar 2010

Freitag: Marsmensch

Noam Chomsky riet seinen Studenten zu einem besonderen Werkzeug, hätten sie Probleme, etwas zu verstehen, zu vermitteln, zu verändern:
"Erzählen Sie es einem Marsmenschen."
???
"Jemandem, der mindestens so intelligent ist wie Sie, aber keine blasse Ahnung von der menschlichen Kultur hat, von Ihrem Leben."
Wie durchtrieben C. ist fand ich heraus, als ich es probierte.
Wie geht es Ihnen damit?

Donnerstag, 18. Februar 2010

Ithaka und die Pseudo-Creativen

Gestern sah ich einen Spot für ein Auto. Dort wurde das wunderbare Gedicht "Ithaka" von Konstantin Kavafis verwurstet zu Pseudo-Tiefsinn, zu Pseudo-Bedeutung - und zu echter Widerwärtigkeit.
Wie eben in 99,9% aller Fälle die Kreativität der Werbebranche nichts als verbrauchte Kultur ist - wie der Kitsch auch. Der gesamte Vorrat des Gemeinsamen (Kultur) wird geplündert, kleinlich verbraucht für grosse Egoismen ohne Wert.
Wie wärs mit zwei Listen? A: Verbrauchter Murks (sowas wie oben oder gewisse Comedians, z.B.). B: Guter Stoff, danke (Karl Valentin und Dittsche, beispielsweise und, wenn Werbung sein muss, die Geniestreiche von Howard Gossage.)
Ich bitte um Nominierungen.
PS: Achtung! Der Link auf einen Artikel über Gossage wurde von der Nepotism Inc. gesponsort

Mittwoch, 17. Februar 2010

Online-Fasten

Zufällig passend, dass heute Aschermittwoch ist: Sophie Burkhardt berichtet bei ZDF / Heute.de, dass ein gewisser Kirby Ferguson mental entschlacken wollte und Slow Media betrieb. Was das ist?
"Die Regeln sind klar: Im Internet surfen ist verboten - genauso wie Blogs, News-Feeds, Fernsehen YouTube, DVDs und Twitter. Reduziert werden die Computernutzung und das Multitasking. Maximal 30 Minuten private E-Mails pro Tag sind erlaubt. Okay ist "alles, was auf Papier ist", sowie Radio, Podcasts, Kino. Und ein Hintertürchen gibt es: Ein tägliches Blog- und Facebook-Update sind erlaubt."
Fergusons Erfahrung: "Ich bin schon nach wenigen Tagen ruhiger geworden".
Benedikt Köhler, Sabria David und Jörg Blumtritt haben inzwischen das "Slow Media Manifest" in 14 Punkten veröffentlicht. Ihre Idee ist ein "Manufactum im Internet".
Welche Slow Irgendwas wären sonst noch zu starten?

Dienstag, 16. Februar 2010

sei negativ, denke positiv

Heute wurde mir der Link zu einem sehr interessanten Blog (danke, Mel) eines Mannes gesandt, der in Kanada lebt; sein Thema ist der Wandel.
Von seinem Blog aus kam ich auf die "10 wichtigsten Bücher für Ihren persönlichen Erfolg". 8 basierten weitgehend auf Murphys "Positiv Thinking".
Seit Lao Tsu (in seinem "I GING") warnen Menschen unterschiedlichester Kulturen, Herkommen, Hautfarbe, Geschlecht ohne umfassende Besserung vor dieser Abseitsfalle.
Hier wieder einer.

Montag, 15. Februar 2010

Kultur ist eine Abstraktion,

bis man eine Geschichte erzählen kann. Schreibt Cees Noteboom in einem Essay voller Geschichten, den er abgeklärt beendet: "Wenn ich sage, dass ihr Leben durch dieses Erbe (der Geschichten seines Lebens) bereichert würde, sind es Worte in den Wind. Aber dann habe ich sie zumindest gesprochen."
Ich teile diese Art Resignation nicht. Die Geschichten des Menschen, von den ganz grossen bis zu den kleinen, privaten, reisen gut mit dem Wind. Hier, besipielsweise, ritt ein gewisser Don Quijote vorbei. Und seine Geschichte erzählt flüsternd auch von Ovid, der noch ältere Geschichten erzählte und ist voll von alten griechischen Geschichten, die wieder noch ältere-weiter-fort-neu-zeitlos-aktuell erzählen.
Was sind Ihre Lieblings-Geschichten, die Sie in den Wind sprechen? Twittern?
PS: Nachdem ich Sie fragte, hier einer meiner Lieblinge, von, ich glaube, Brian Aldriss: Der letzte Mensch auf der Welt sitzt in seinem Zimmer.
Plötzlich klopft es an die Tür.

Sonntag, 14. Februar 2010

Aristoteles in Karlsruhe

Manchmal wird ein Erbe ernst genommen, obwohl es eine Idee ist und kein Konto.
In Deutschland sprach das Bundesverfassungsricht Recht, Recht für so genannte Hartz-IV-Empfänger.
Zum Minimum der vom deutschen Grundgesetz garantierten Menschenwürde gehörten auch, so die Richter: die Teilhabe an Bildung, der Zugang zu Kultur und - die Chance auf politisches Engagement.
Etwa 300 v.Chr. lehrte das Aristoteles: der Staat habe die Voraussetzungen des menschlichen Glücks zu schaffen.
Und Ihr Glück?

Samstag, 13. Februar 2010

52,9 % sind für den Weltuntergang

Unter www.whatdoestheinternetthink lässt sich errechnen, "was das Internet denkt". (Indem, beispielsweise, Yahoo + Google abgegrast werden.)
Die Adresse ist sehr hilfreich, wenn Sie irgendeine Meinung, Theorie, Entscheidung, Idee oder sonst etwas aufpeppen wollen:
52,9% sind positiv zum Weltuntergang eingestellt!
79,4% sagen ja zum Prinzip Hoffnung!
90,9% stimmen zu, dass alles besser wird!
Wenn Sie zufällig spin doctor einer politisch verantwortlichen Person sind: Hier ist die Quelle, mit der Sie zu jedem populistischen Kurs raten können. Und natürlich zum Gegenteil auch.
PS: Möglicherweise komm ich mit dieser Empfehlung Jahre zu spät.
Oder?

Freitag, 12. Februar 2010

Maries Wandel-Werkzeug

Marie Curies Werkzeug für den Wandel:
„Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.
Falls Sie das probieren wollen (auf Ihrem Weg zu zwei Nobelpreisen und/oder mehr Freude):
1. Notieren Sie sich einen Tag laufend, womit Sie sich beschäftigen.
2. Markieren Sie abends, ob Ihre Energie und Zeit und Genialität in etwas ging, was früher getan wurde, Vergangenes betraf.
3. :))
PS: Auch die schöne Polin war alles andere als perfekt.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Was Ihr den Geist der Zeiten heisst -

- das ist im Grund der Herren eigener Geist.
Warum ich hier mit Goethe komme? (Abgesehen davon gibt es schlechtere Gesellschaft.) Das Zitat fiel mir durch Arnos Hinweis im letzten Blog ein.
Der Kapitalismus nach dem Kapitalismus, irgendwelche schlachtlüsternen Phantasien alter Männer (wie Huntingtons "Clash"), das ganze neoliberale Blechgeklirr in Talkshows, die rührenden Abschiedsgrüsse von aufrechten Kommunistinnen, die peinlichen pädagogischen Zeigefinger von Leuten, die ihr Land regieren wie das Kaffeekränzchen in ihrem Schrebergarten, anderen Kulturen aber vorwerfen, dass sie tausendmal grösser und lichtjahrweit anders sind, bösartige Populisten, die einige arme Geister um sich herum zu fremdenhasssenden Zombies dressieren - BITTE DIE LISTE BELIEBIG ERWEITERN - all diese Herren und Damen benennen eine Gegenwart, die es längst nicht mehr gibt. Nicht mehr so. Diese Herren und Damen sind unfähig, den Geist der Zeit wahrzunehmen. Wahr zu nehmen.
Unter der hauchdünnen Kruste des vorgeblichen Zeitgeistes ist die Gegenwart. Und die Gegenwart ist unwiderleglich, so Franz Kafka.
Und natürlich gefällt mir das Bild, wie Don Quichote gegen die sinkende Sonne näher trabt. Plus Sancho Pansa mit iPad.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Erst kommt der Kapitalismus, dann ...

... kommt die Moral, hofft der us-amerikanische Politologe Vali Nasr.
Er meint, die Konfrontation mit den Muslimen müsse versagen, auch Appelle, sich bitte zu ändern. (Den "Dritten Ort" des Homi Bhabha erwähnt er nicht - siehe den vorgestrigen Blog.)
Helfen würde nur, wenn den Muslimen geholfen würde, sich in die globale Ökonomie zu integrieren. Nicht um Toleranz gehe es, sondern um gemeinsame Werte, die durch das gemeinsame Wirtschaften erkenntlich würden. Der Extreminsmus würde nicht durch westliche Lektionen an die Muslime besiegt, sondern von innen - "von dem Teil der Gesellschaft, der weiss, dass der Dschihad dem Geschäft schadet".
Bevor der Zyniker ein Zückerchen draus dreht: Was, wenn der gebürtige Teheraner mehr über die Sache weiss und praktikablere Ideen hat als, sagen wir, ein gebürtiger Berliner, der die Freiheit der Uckermark am Hindukusch verteidigen will?
PS: Könnte die aufklärerische Idee der Trennung von Kirche und Staat derselben Erkenntnis zu verdanken gewesen sein?

Dienstag, 9. Februar 2010

Entführe Deine Feinde

Tchnorati Code, bitte ignoreren: 9S634CP4J8UH
In Traunstein, Deutschland, stehen vier Rentner vor Gericht. Sie wollten von ihrem Finanzberater 2,5 Millionen Euro zurückhaben. Der weigerte sich. ALso entführten sie ihn.
Ja, gewiss: Selbstjustiz zerstört den Staat und so weiter.
Aber nur mal so, weil grad Dienstag ist und nicht jede Nachricht so griesgrämig ernst sein sollte:
Wenn Sie jetzt eine Liste machten - wen würden Sie entführen?
Gönnen Sie sich anarchische 5 Minuten.

Montag, 8. Februar 2010

Katzen, Knäuel, Komplexität

Homi Bhabha ist Literarurwissenschaftler an der Harvard University, 60 und sieht aus wie ein freundlicher Christopher Lambert als Araber.
Barack Obama argumentiert mit einigen Erkenntnissen des H.B., beispielsweise der Idee der Hybridität. Damit meint er nicht eine einfache Vielfalt von Kulturen, sondern dass etwas entsteht, das tatsächlich anders ist, wirklich neuartig: ein "dritter Ort".
Für diesen Raum müssen wir die Regeln erst lernen.
Das ist eine andere Idee als Huntingtons "Clash of Civilizations".
Das ist auch eine Übung in Komplexität, oft und gut gelaunt verwechselt mit Kompliziertem. Letzteres ist wie ein Wollknäuel, mit dem junge Katzen spielten: Mühsam dröseln wir die Kompliziertheit auseinander, um sie wieder in einen ordentlichen Ablauf zu bringen - auf Linie eben.
Komplexität wird leichter verständlich, wenn wir auf das unnütze Ordnen verzichten und stattdessen: mehr hinzufügen.
Was hiesse, die kulturellen Unterschiede nicht zu verwischen, nicht zu verniedlichen, nicht zu verteufeln, sondern zu verdeutlichen, um daraus einen 3. Ort zu schaffen.

Sonntag, 7. Februar 2010

freiwillig folgen

Patrick Bernau schreibt in der aktuellen FAS über Mitchell Baker, die Fliegerin am Trapez ist und Chefin der Mozilla Foundation: "Seit ich eine Weile geflogen bin, spüre ich den Moment, in dem die Angst überhand nimmt und so gross wird, dass man intuitiv das Falsche tut. Da kann ichjetzt einen Schritt zurücktreten und sagen: Beruhige dich."
Sicher nicht nur brauchbar, wenn man im selben Becken schwimmt wie Zierfische namens Microsoft und Google.
Nebenbei sagt Frau Firefox: Es geht darum, wer einem freiwillig folgt. Was genau die eine Hälfte der nomadischen Führung beschreibt.
Kennen Sie das? Das die Angst zu stark wird? Und: Was heisst das praktische - einen Schritt zurück zu treten?

Samstag, 6. Februar 2010

99,9% Orakel

Gestern abend hörte ich versehentlich einem Mann zu, der in einer Talkshow die Zukunft verkündete, eine in 1o Jahren, westliche Hemisphäre. Er behauptete ernstlich, er wisse, was geschehen werde, denn schliesslich er als Wissenschaftler ...
Eben bei Google nachgesehen: "Zukunft" hat 32.300.000 Hinweise, "Orakel" 1.040.000.
Tatsächlich lässt sich ein Orakel herstellen, dass zu fast 100% die Wahrheit sprechen kann - wenn es will. Die Konstruktionsanleitung fand ich mal bei Hannah Arendt. Sie meinte, eine zuverlässige Vorhersage der Zukunft sei durchaus möglich: Gib ein Versprechen ab. Und halte es ein.
So einfach ist die Zukunft nicht?
Doch, ist sie.
Amüsant und erhellend dazu wie in einigen Millionen anderer Fälle der wunderbare Georg Christoph Lichtenberg in seinen Sudelbüchern: Wie seltsam ist es doch, dass auf der Strasse ein Prophetischer einem anderen begegnen kann, ohne nicht sogleich in lautes Gelächter auszubrechen.

Freitag, 5. Februar 2010

3 lebenstüchtige Fragen im Wandel

Vorhin, skypend, riet mir ein Mann, der viel, viel erfahrener im bloggen ist als ich:
Einmal in der Woche wünsch ich mir Tools, Tipps, Machbares, Know How, Knowledge.
Also:
Angenommen, etwas Neues kommt auf Sie zu oder Sie bewegen sich auf dieses Andere hin, egal, 3 Fragen sind verräterisch einfach; die Antworten nicht immer.
1.
Bin ich dagegen, lehne ich das ab etc.?
2.
Bin ich dafür? Mag ich das etc.?
3.
Was daran ist neutral, weder ja noch nein, weder angenehm noch unangenehm, weder vertraut noch fremd etc?
Ja, wir sind neugierige Abenteurer. Und ja, wir sind abgebrühte Wiederholics. Nochmals ja: Das wirklich Fruchtbare ist das Neutrale, das weder Plus, noch Minus. Das entdecken meistens nur die wenigen Noch-etwas-Unangepassten.
Untersuchungen zeigen immer wieder: Fast 80% sind dagegen, 10% sind dafür, 10 % drehen sich auf dem Sofa um.
Taufen wir das die 3 Nicht-Auf-Dem-Sofa-Umdreh-Fragen.
PS:
Dabei fällt mir Howard Gossage ein, das einzige wirkliche Genie der Werbung. Der Angepasste, sagte er, sieht eine Koppel mit 97 Pferden und 3 Zebras, genau durchgezählt. Der schöpferische Mensch fragt sich, was er mit all den Nicht-Zebras anstellen könnte.

Donnerstag, 4. Februar 2010

If I had a hammer

In der FAS, der gelegentlich leichtfüssigen Tochter der ehrwürdigen Mutter FAZ, schreibt in der letzten Ausgabe Frank Schirrmacher, Herausgeber der Mutter, zu welchem Thema?
Zum iPad.
"Das Werkzeug verändert das Denken."
Na also.
Angenommen, wir sitzen abends in der Savanne, so etwa 3 Millionen Jahre bc,ist das einzige Werkzeug, das unser Denken verändert, IRGENDETWAS, das PLÖTZLICH erscheint. Ein Wassertropfen, ein Funken Glut, eine Sternschnuppe.
Heute, mit all den angesammelten Werkzeugen, ist der Knall der kognitiven Erleuchtung verblüffend ähnlich: PLÖTZLICH-IRGENDWAS. Heute, am 4.2.2010,20:30 griechischer Zeit, amüsieren mich daran 3 Punkte:
1. Es ist wirklich plötzlich da und niemand konnte es vorher berechnen. 2. Hinterher sieht man rückwärts solche PLÖTZLICH-IRGENDWAS in der Zeit glimmen: dort wars, dort auch und jetzt da. 3. Niemand kann sich dem PLÖTZLICH-IRGENDWAS entziehen. Ich kann ablehnen, zu faxen, zu mailen, zu smsen, zu twittern, mit dergleichen Dinge wie Pads von wem auch immer etwas zu tun. Nur hat das vielfältige, mehrdeutige und konsequente Folgen.
Schärfer ist jedenfalls dieser Satz: Das Werkzug verändert den Menschen.
Ja? Nein? Anders?
Zeig mir Deine Werkzeuge und ich weiss, wer du bist.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Der Markt versagt ständig, sagt Lenny

Leonhard "Lenny" Fischer wurde von Rüdiger Jungbluth und Mark Schieritz, "Die Zeit", letzte Ausgabe, interviewt.Das hat sich gelohnt.
Herr Fischer hat eine atemberaubende Karriere (wenn man Achterbahn in der Finanzindustrie mag) hinter sich und wohl auch vor sich.
Interviewer: "Die Politiker in aller Welt hatten Angst vor dem grossen Domino, bei dem eine Bank nach der anderen umkippt."
L.F.: "Ja, aber musste man deswegen das Bankenrisiko deswegen komplett vergesellschaften? Nicht einmal die Aktionäre der Institute haben ihr gesamtes Kapital verloren. Auch die Gläubiger der Banken haben nichts verloren. Das ist alles durch Staatsgarantien aufgefangen worden. Ich sehe darin eine Anleitung zur naughtines ..."
Übrigens, Wandel: Was wird das für ein glitzernder, leuchtender, ekstatischer Moment, wenn ein verantwortlicher Mensch in einer Regierung das weiss und fühlt und tatsächlich danach handelt.

Dienstag, 2. Februar 2010

banal, alltäglich, unwiderstehlich, Wandel

Wie Arno schrieb: im allgemeinen ist der Wandel banal, alläglich, einsickernd, schleichend, oft unauffällig.
Das war wohl immer so. Allerdings war das Tempo anders als heute. Meine Grossmutter mütterlicherseit musste telephonieren noch lernen und brüllte lauthals in die Muschel - wegen der langen Entfernung. (Meine Grossmutter väterlicherseits liess telephonieren.)
Das Tempo des Wandels ist heute so hoch, die Folgen dermassen vielfältig und die Kontrolle darüber so unwirksam, dass mehr und mehr Menschen in einer Wirklichkeit leben, die es nicht mehr gibt. Das lässt sich - vielleicht - von Rentnern aushalten, die tasächlich genug Rente bekommen, ein Gärtchen haben oder auf den Kanaren ihrem Ende entgegensommern. Unter gewissen Lebensumständen kann man wohl ganz gut in einer speziellen Wirklichkeit leben, die andere nicht teilen. (In der Psychatrie ein Krankheitsbild.)
Und was mit all den anderen? Uns?

Montag, 1. Februar 2010

Schattenspringen

Gestern sah ich den Namen eines Mannes in einer Netzzeitung, mit dem ich ein magisches Erlebnis teile:
Er wollte und musste dringendst Verschiedenes in seinem Leben ändern; in seinem Geschäft auch. Waren wir soweit, dass eine dieser Veränderungen klar und unvermeidlich schien, hatte er stets denselben Satz: Keiner kann über seinen Schatten springen.
An einem Abend widersprach ich ihm:
Stimmt nicht. Man kann über seinen Schatten springen.
Kann man nicht.
Wollen Sie's versuchen?
Ja.
Ich schaltete das Licht aus: Jetzt! Springen Sie!
Dunkel. Stille.
Nach schleichenden Minuten plötzlich ein Geräusch. Er war gesprungen.

Er wurde - warum auch immer - sehr erfolgreich. Jahre später erzählte er mir am Telephon, besonders kontroverse, komplexe Boardmeetings würde er auf den Abend legen. Und bei Bedarf das Licht ausschalten.

Sehr empfehlenswert für mutige Menschen.